Sommercampus 2022 der NÖ Landwirtschaftsschulen
Der 26. Sommercampus der Landwirtschaftlichen Fach- und Berufsschulen fand vom 29. bis zum 31. August an der Gartenbauschule Langenlois statt. Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung stand die Nachhaltigkeit, die von zahlreichen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Forschung eingehend diskutiert wurde.
„Ökologische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit werden immer mehr zu den bestimmenden Größen in der Gesellschaft. Aber auch in der Schule werden Themen wie das ökologische Wirtschaften, die Schonung der Ressourcen und der Schutz des Klimas zunehmend wichtiger. Daher war es nur folgerichtig den diesjährigen Sommercampus unter das Motto der ‚Nachhaltigkeit‘ zu stellen und ausgewiesene ExpertInnen zu Wort kommen zu lassen“, betont Bildungs-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister. „Der Sommercampus ist mit seinem ambitionierten Programm ein Ort für inspirierende Begegnungen und lebhaften Dialog, der Orientierung gibt und Motivation schafft“, so Teschl-Hofmeister.
Den Auftakt des dreitägigen Programms machte die renommierte Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb mit ihrer Keynote zum Thema „Landwirtschaft und Klimawandel“. Dabei zeichnete Kromp-Kolb verschiedene Szenarien der Klimaerwärmung, die stark von den gesetzten Maßnahmen beeinflusst sind. Die Auswirkungen der Erderwärmung bekommt jeder durch Hitze und Wetterextreme wie Starkregen und Dürre zu spüren. Der Landwirtschaft attestierte sie gleichzeitig Verursacher, Profiteur und Opfer der Klimaerwärmung zu sein. Daher gilt es ökologisch vertretbar und somit nachhaltig zu wirtschaften. Zudem müsse der Fleischkonsum drastisch eingeschränkt werden, weil durch die Nutztierhaltung die Erderwärmung weiter vorangetrieben wird. Resümierend meinte Kromp-Kolb, dass wir in einem entscheidenden Jahrzehnt leben, wo wir das Klima noch beeinflussen können. Dabei muss mit aller Kraft die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. Gelingt dies nicht, dann wird wahrscheinlich ein Kipppunkt überschritten und auf der Erde wird es immer heißer, egal was man macht.
Am zweiten Tag berichtete Meteorologe und Fernsehmoderator Marcus Wadsak über „Klimawandel – Fakten gegen Fake und Fiktion“. Mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien untermauerte Wadsak die Klimaerwärmung und brachte anschauliche Beispiele der letzten Jahre und Jahrzehnte. Der Treibhauseffekt wird durch die Verbrennung fossiler Energieträger extrem verstärkt. So ist in Österreich die durchschnittliche Temperatur bereits um zwei Grad gestiegen. Dem gilt es möglichst schnell entgegenzusteuern. Vor allem bei der Reduktion der Emissionen gilt es den Hebel anzusetzen. Denn durch den Verkehr steigen sie immer noch. Zudem gilt es die Wildkraft und die Photovoltaik rasch auszubauen. Aber auch der Fleischkonsum sollte reduziert werden und auch die überbordende Text- bzw. Bekleidungsindustrie gilt es auf ein verträgliches Maß zurückzufahren.
„Das gute Leben – von einer Ökonomie der Maßlosigkeit zu einer zukunftsfähigen und lebensfreundlichen Ökonomie“ so lautete der Titel des anschließenden Vortrags von Univ. Prof. Bernhard Ungericht von der Universität Graz. Dabei zeichnete der Wissenschaftler die Entstehung der Wirtschaft zur Profitmaximierung von den Ursprüngen in Mesopotamien vor rund 5000 Jahren sehr anschaulich nach. Die Zeitreise der ausbeuterischen Ökonomie führte über die Griechen der Antike und das Römische Reich bis zu den Kaufleuten und Bankiers des Mittelalters in Italien. Ab dem 13. Jahrhundert konnte sich somit das Profitdenken gesellschaftlich etablieren. Im 17. Jahrhundert wurde dann mit den Kapitalgesellschaften und der Börse die Grundlagen für die globale Ökonomie geschaffen. Es war vor allem die Niederländische Ostindien-Kompanie, die über zwei Jahrhunderte hinweg in vielen Bereichen als Monopol den Welthandel kontrollierte. Dazu zählte die Gewürzroute von Hinterindien nach Europa. Durch die Ostindien-Kompanie wurden erstmal auch Aktien ausgegeben und an der Wertpapierbörse in Amsterdam gehandelt. Durch diese Voraussetzungen entwickelte sich der Kapitalismus der heutigen Zeit, wo die Eliten immer reicher werden und hingegen viele Menschen in die Armut gedrängt werden. Mögliche Auswege sieht Ungericht in der Durchsetzung einer neuen Gerechtigkeit und in der Entmachtung der finanzstarken Eliten. Aber auch suffiziente Lebensstile gilt es durchzusetzen. Wobei Suffizienz für das das richtige Maß steht und als Änderung der vorherrschenden Konsummuster verstanden wird.
Über „Gewalt- und Mobbingprävention in der Schule“ referierte am dritten Tag Florian Wallner von der Pädagogischen Hochschule Burgenland. Einen ausführlichen Bericht dazu verfasste Florian Wallner im Bildungsjournal Winter 2019/20: https://lako.at/bildungsjournal/bildungsjournal-winter-2019-20/
Univ. Prof. Christoph Pieh sprach über „Auswirkungen der Covid 19-Pandemie auf die Psyche von Jugendlichen“ und HS-Prof. Leopold Kirner beleuchtete die „Lebenswelten und Werthaltung junger Menschen im agrarischen Schulwesen in Österreich. Anschließend überreichten Bildungs-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister gemeinsam mit NÖ Bildungsdirektor Johann Heuras die Ernennungsdekrete an fünf Abteilungsvorstände der Landwirtschaftlichen Fachschulen (LFS) Mistelbach und Pyhra.
Mit Bundesminister Martin Polaschek und Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister gab abschließend ein Interview zur „Nachhaltigkeit als Auftrag für Schulen“. Mit einem Resümee und einem Ausblick setzte Landesschulinspektor Karl Friewald den Schlusspunkt. Neben den Vorträgen rundeten Workshops und Podiumsdiskussionen das Programm ab.
„Besonders erfreulich ist, dass rund 300 Pädagoginnen und Pädagogen an den Vorträgen und Workshops teilnehmen und damit zeigen, dass die Weiterbildung einen hohen Stellenwert besitzt“, betont Schulinspektorin Agnes Karpf-Riegler, die für die Ausrichtung des Sommercampus verantwortlich zeichnet.
(Schluss)